„Ein Ring, sie zu knechten …“ – die zentrale Passage aus dem Ringgedicht von J. R. R. Tolkien, die bei Kontakt des Meisterrings mit herkömmlichem Feuer sichtbar wird, dürfte für einen Ehe- oder Verlobungsring denkbar ungeeignet sein. Der weltberühmte Roman „Herr der Ringe“ beweist aber, dass Ringgravuren den Menschen seit Jahrhunderten wichtig waren und sind. Die Inschrift in den Trauringen, die die Eheleute idealerweise ein Leben lang begleiten, sollte besonders sorgfältig ausgewählt sein, sodass man auch nach Jahrzehnten noch dazu steht.
Mit dem Laser geht fast alles
Schon die ersten Schmuckstücke der Menschheit erhielten eine individuelle Note, indem sie mit Mustern versehen wurden – zum Beispiel wurden sie mit Hilfe von Fischzähnen auf Muschelschalen angebracht. Das Handwerk ist heute maschineller Präzision gewichen. Klassische Gravuren werden von CNC-Maschinen per Diamantspitze eingeritzt. Der Vorteil gegenüber der Arbeit mit einem Stichel ist, dass die Gravur das Material lediglich eindrückt. Beispielsweise verlieren Eheringe aus Weißgold nichts von ihrem hohen Materialwert, weil kein Gold abgehoben, sondern lediglich verdichtet wird. Heute ist die Diamantgravur weitgehend durch Lasergravur abgelöst, weil ein Laser noch präziser arbeitet und damit noch mehr Text oder Grafik auf kleiner Fläche unterzubringen ist. Außerdem kann der Laser auch bei Schmuckstücken eingesetzt werden, in denen Edelmetall mit Glasbestandteilen kombiniert wird. Grundsätzlich wird bei einer Lasergravur Material entfernt, indem es unter dem Einfluss des Laserstrahls verdampft. Entstehender Staub wird in das Schmuckstück eingebrannt, deshalb sind die Verluste minimal. Durch die dunklen Verbrennungsrückstände ist die Gravur gut lesbar.
Namen, Daten und viel mehr
Wer in die Eheringe seiner Eltern oder Großeltern schaut, wird darin meist nicht mehr finden als den Namen des Partners und das Datum der Eheschließung, vielleicht noch in Verbindung mit einem Symbol wie zwei zum Zeichen der Unendlichkeit verbundenen Ringen. Das heißt aber nicht, dass frühere Generationen einfallslos gewesen seien. Selbst dem besten Kunsthandwerker wäre es wohl kaum möglich gewesen, zwei Zeilen aus dem Ringgedicht auf der Innenseite eines Traurings unterzubringen. Mit modernen Werkzeugen lassen sich auch die ausgefallensten Ideen in die Tat umsetzen. Schon mit dem Standard-Zeichensatz lässt sich eine Menge machen. Texte können länger werden als früher – ein gemeinsames Motto, eine Liebeserklärung, eine Zeile aus dem Song beim Kennenlernen bieten sich an. In Zeiten von GPS und Google Maps sind auch geografische Koordinaten als Ringgravur beliebt, zum Beispiel der Ort des ersten Kusses, des ersten gemeinsamen Urlaubs oder des Jaworts. Vielleicht haben Sie eine magische Zahl oder eine Buchstabenkombination, deren Bedeutung nur Sie beide verstehen. Tauchen später bei den Fotos Ihrer Hochzeit Bilder der Ringe auf, haben Freunde und Verwandte ein Rätsel zu knacken. Dem Laser kann man aber auch individuelle Muster vorgeben. Der unverwechselbare Fingerabdruck des Partners ist fast schon eine Modeerscheinung, die Visualisierung des Herzschlags dagegen noch eher selten. Wer einen auffälligen Ring haben möchte, nutzt die Außenseite für eine Gravur. Manche Motive lassen sich dort sehr gut mit Steinen kombinieren. Vielleicht wird Ihr Bild oder Text auch nur dann vollständig, wenn man beide Ringe nebeneinanderhält oder die Inschrift zusammen liest.